Buchkritik: Clown in a Cornfield 3 – The Church of Frendo (2024)

Cover des Romans "Clown in a Cornfield 3: The Church of Frendo". Darauf zu sehen ist eine gekreuzigte Vogelscheuche mit Clownsmaske.

Ein Abschluss, der der Reihe nicht gerecht wird

Ende August ist in den USA der dritte Teil von Adam Cesares Buchreihe Clown in a Cornfield erschienen, die hierzulande vom Festa-Verlag unter dem Titel Clown im Maisfeld verlegt wird. Ich mag die Reihe sehr und habe mir auch dieses Mal wieder das englischsprachige Hörbuch, gesprochen von Jesse Vilinsky, zu Gemüte geführt. Doch der Abschluss der Trilogie entpuppt sich als zähes Vergnügen, das zudem versucht, ohne die geliebten Charaktere der Vorgängertitel auszukommen.

Cover des Romans "Clown in a Cornfield 3: The Church of Frendo". Darauf zu sehen ist eine gekreuzigte Vogelscheuche mit Clownsmaske.
(c) HarperCollins

Zweimal hat Quinn Maybrook im verschlafenen Städtchen Kettle Springs den Angriff von Clown-Fanatiker*innen überlebt. Verkleidet als Frendo, der Clown, haben es diese Leute immer wieder auf Jugendliche wie sie abgesehen. Und auch jetzt, lange nachdem der ursprüngliche Strippenzieher hinter den Angriffen tot ist, geben die Frendo-Anhänger*innen keine Ruhe. Doch Quinn hat es satt, ein Opfer zu sein. Also geht sie zum Angriff über und begibt sich auf eine Verfolgungsjagd quer durch die USA.

Clown in a Cornfield zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass die Serie die Regeln des Slasherfilms nicht nur befolgt, sondern ihnen dabei auch frisches Blut einflößt. Das gilt auch für die jeweiligen Sequels: Im ersten Band wird Quinn zum heroischen Final Girl, ähnlich wie Laurie Strode in Halloween (1978). Im zweiten Band scheint der Killer zunächst begraben, nur um dann doch wieder aufzutauchen und Quinn erneut in die Rolle der wehrhaften Teenagerin zu drängen. Im letzten Eintrag der Trilogie gibt sie sich schließlich ganz der Selbstjustiz hin und wird dabei selbst zu dem, was sie verachtet. Trotz dieser Genretreue sind die jeweiligen Romane keineswegs vorhersehbar oder langweilig. Genau deswegen liegt mir die Reihe sehr am Herzen.

Clown in a Cornfield ohne starke Charaktere?

Die Stärke der Romane liegt vor allem in den liebenswürdigen Charakteren, die Cesare erschafft und sich dabei aber nicht davor scheut, diese Figuren sterben zu lassen. Anders als in vielen generischen Slasherfilmen werden wir so daran erinnert, dass es hier immer noch um Menschen mit eigenen Geschichten, Wünschen und Träumen geht, die von maskierten Killern ohne Grund getötet werden. In den ersten beiden Bänden werden Quinn, Rust und Cole als heldenhafte Hauptfiguren etabliert, die über ihre eigenen Schwächen hinauswachsen und dabei nie den Zusammenhalt verlieren.

Diese geliebten Charaktere wirft der dritte Band der Reihe über Bord. Rust und Cole, die sich im ersten Band ineinander verlieben, haben sich ein Landhaus gekauft und leben dort nun gemeinsam. Für die Handlung von The Church of Frendo spielen sie keine Rolle mehr. Auch Quinns Vater, der nach wie vor Bürgermeister von Kettle Springs ist, taucht nur kurz auf. Im Mittelpunkt steht stattdessen Quinn, die jedoch keinerlei Ähnlichkeiten mehr zu der Protagonisten der ersten beiden Bände hat. Sie hat sich von einer Person, die an ihren Mitmenschen hängt und für sie kämpft, zu einer Einzelgängerin entwickelt. Immer wieder wird behauptet, ihr Rachefeldzug gegen die Frendo-Fanatiker*innen wäre durch den Wunsch, ihre geliebten Mitmenschen zu schützen, motiviert. Doch davon sieht man recht wenig. Lediglich zweimal versucht Quinn, ihren Vater anzurufen. Zu Rust und Cole sucht sie keinen Kontakt. Auch zu sonst niemandem. Lediglich zu Johnny D., den sie auf ihrer Reise durch die USA kennenlernt, baut sie eine Art Beziehung auf. Statt an etablierten Beziehungen festzuhalten, setzt Clown in a Cornfield 3 also lieber auf neue Figuren. Quinn wirkt durch diese reduzierte Charakterriege jedoch nicht nur abgeklärt, sondern vor allem abgestumpft.

Ziellose Reise durch die USA

Störend ist auch die Tatsache, dass sich die Handlung nicht auf einen kleinen, abgegrenzten Raum wie das kleine Örtchen Kettle Springs beschränkt. Kapitel um Kapitel reist Quinn durch die USA. Sie plant genau, wie häufig sie ihre Autos wechseln muss, wo sie am unauffälligsten Staatsgrenzen überschreiten kann und an welchen Orten sie unbemerkt Internetzugriff für die nötige Recherche erhaschen kann. In vielerlei Hinsicht orientiert sich The Church of Frendo also am Roadmovie. Das birgt durchaus Potenzial, ist aber nicht wirklich unterhaltsam umgesetzt. Quinns Reise wirkt ziel- und ankerlos und wir erhalten kein Gefühl für die verstrichene Zeit oder die sich wandelnde Landschaft. Alles Aspekte, die aber für das Reisegenre äußerst wichtig sind, um die Erzählung zu beleben.

Ebenso ziellos wirkt auch die Reise der Frendo-Anhänger*innen. Es wird nicht ganz ersichtlich, was die Menschen immernoch an dem Clown fasziniert. Der war schließlich ursprünglich nur das Maskottchen einer winzigen, unwichtigen Stadt. Jeder Roman der Reihe zeigte bislang, wie Menschen zu Killerclowns werden: Der erste Band dreht sich vornehmlich um Selbstjustiz und eine echauffierte Elterngeneration, die keinerlei Gefühl oder Verständnis für die Lebensrealität ihrer eigenen Kinder hat. Der zweite Band zeigt, wie aus den Frendo-Morden ein Social-Media-Hype wird, der von Influencer*innen ausgeschlachtet wird. Im dritten Band ist das Kleinstadt-Maskottchen schließlich zur religiösen Gestalt avanciert. Doch wie genau das passiert ist und warum es überhaupt eine “Frendo-Kirche” gibt, wird in einer Handvoll wenig glaubhafter Sätze abgehandelt.

Dass sich Adam Cesare vermutlich selbst nicht ganz wohlgefühlt haben dürfte mit den Roadmovie-Anwandlungen, darauf weist die zweite Erzählperspektive im Roman hin. Immer wieder wechselt die Erzählung von Quinn zu der jugendlichen Tabitha, die in der ominösen Amischen-Siedlung New Kettle Springs lebt. Das Leben in dieser Siedlung schildert der Roman deutlich interessanter als Quinns Roadtrip. Ein nachvollziehbarer Heimatort für die “Frendo-Kirche” wird New Kettle Springs deswegen trotzdem nicht.

Kein würdiger Abschluss

So sehr ich mich darauf gefreut habe, ein drittes Mal in die Welt der fanatischen Clown-Killer entführt zu werden: Der Roman Clown in a Cornfield 3 schadet der Reihe mehr, als er sie bereichert. Die von mir geliebten Charaktere gibt es hier schlicht nicht mehr, sie wurden für die Story vor den Bus geworfen. Auch der Umgang mit der ikonischen Gestalt Frendos ist unwürdig. Der Sprung vom Clown-Maskottchen zum religiösen Heilsbringer ist nicht nachvollziehbar und fast schon billig. Daran ändert auch das offene Ende der Erzählung nichts, dass – ähnlich wie typische Horrorfilme – alle Wege offenhält, doch noch eine Fortsetzung zu schreiben.

Volle Punkte gibt es dagegen wieder einmal für Hörbuchsprecherin Jesse Vilinsky. Ihre Performance überzeugt auf ganzer Linie: von einzelnen Dialekten, klar unterscheidbaren Charakterstimmen und einer spannenden, rasanten Lesung ist hier alles drin.

Factsheet: Clown in a Cornfield 3

Erscheinungsjahr: 2024
Autor: Adam Cesare
Hörbuchsprecherin: Jesse Vilinsky
Laufzeit: 11 Stunden, 6 Minuten (Anders gesagt: 666 Minuten!)

Weitere Rezension auf www.gothicendeavors.de

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